30.07.2020

Genesen, aber nicht gesundet

Wie geht es der Elbe? Wie ist die Wasserqualität? Wie beeinflusst unser Verhalten den Fluss? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, sprach der SWM kurier mit Prof. Dr. Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ in Magdeburg.

Herr Prof. Borchardt, vor dem Mauerfall nannte man die Elbe eine Giftbrühe oder einen toten Fluss. In welchem Zustand ist die Elbe heute, 30 Jahre später?

Herr Prof. Borchardt: Nach der Wende hat sich die Wasserqualität der Elbe enorm verbessert. Grund dafür sind Zusammenbrüche von Industrien und der sehr schnelle Ausbau der Kanalisationen und Kläranlagen. Gleichwohl haben wir es immer noch mit vielen Altlasten zu tun. Die Sedimente der Elbe – quasi das Gedächtnis der Elbe – sind stark schadstoffbelastet. Bei Hochwasser werden zum Beispiel Schwermetalle aufgespült und abtransportiert. Wäre die Elbe eine Patientin, würde ich sagen: Sie ist genesen. Gesundet ist die Elbe noch lange nicht.

Welche Faktoren beeinflussen den Fluss am meisten?

Die Wasserqualität der Elbe ist sehr stark abhängig von den Wetter- und Abflussbedingungen. In den letzten zwei Jahren hatten wir im Bereich der Mittleren Elbe extreme Niedrigwassersituationen. Einhergehend eine übermäßige Erwärmung der Elbe, die man so bislang noch nicht gemessen hatte. Das hat Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt. Ist dieser gering, bilden sich Algenblüten stark aus. Das führt dann aber eher zu Problemen an der Unterelbe, im Raum Hamburg. Zweiter wichtiger Punkt sind die Salzbedingungen. Das Salz in der Elbe wird durch Zuflüsse immer weniger verdünnt. Der Salzgehalt wiederum beeinträchtigt die Qualität des Wassers.

Ist das Wasser eine Gefahr für Menschen?

Eine Frage, die immer wieder gestellt wird. Vor allem in den trockenen Sommern. Natürlich kann man Freizeitaktivitäten nachgehen, paddeln, angeln, rudern. Eine Badewasserqualität ist für die Elbe trotzdem flächendeckend nicht gegeben. Vor allem nicht nach Dauerregen und Anschwemmungen in der Kanalisation. Übrigens: Kein Fluss in Deutschland hat flächendeckend eine Badewasserqualität.

Können Magdeburger:innen einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Qualität nicht verschlechtert?

Selbstverständlich. Alle Haushalte in Magdeburg sind an das Klärwerk der Abwassergesellschaft Magdeburg (Link AGM) in Gerwisch angeschlossen, welches das Abwasser reinigt und der Elbe zuführt. Nach wie vor gibt es allerdings Stoffe, die für die Kläranlagen nicht geeignet sind. Deshalb sollte niemand zum Beispiel Medikamente, Putzmittelreste, Farbreste, Lacke, Terpentin oder Restöl in das Abwasser kippen.

Hier die wichtigsten Klo-Gos und Klo-Nos

Wie sieht es beim Konsumverhalten aus?

Jeder Verbraucher kann dazu beitragen, dass die Landwirtschaft gewässerverträglicher wird. Das gelingt schon dadurch, dass der Verbraucher regionale Produkte aus einem ökologischen Anbau kauft. Das senkt die Nährstoffbelastung des Ökosystems, reduziert den Einsatz von Pestiziden und steigert die Wasserqualität.

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