Damit die Energiewende in Deutschland gelingt, muss die Wärmeerzeugung umweltschonender werden. Städte wie Magdeburg sind verpflichtet, eine sogenannte kommunale Wärmeplanung aufzustellen. Nur, was ist das eigentlich genau? Wie beeinflusst die kommunale Wärmeplanung Privathaushalte? Was kommt da auf uns zu? Antworten liefert der technische Geschäftsführer der SWM Magdeburg Andreas Fedorczuk im Interview.
"Wir werden das Magdeburger Fernwärmenetz, das bereits jetzt etwas ein Drittel der Haushalte mit CO2-neutraler Wärme versorgt, weiter ausbauen und verdichten."
Herr Fedorczuk, was ist das eigentlich – die kommunale Wärmeplanung?
Die kommunale Wärmeplanung (KWP) ist der Leitfaden beziehungsweise die Grundlage zum Umbau der Wärmeversorgung. Darin wird beschrieben, welchen Pfad die Kommune gehen kann, um für Magdeburg eine treibhaus-gasneutrale Wärmeversorgung bis 2045 aufzubauen. Dem zugrunde liegt das entsprechende Bundesgesetz.
Wann muss die Planung für Magdeburg fertig sein? Wie weit ist unsere Stadt?
In der Stabsstelle Klima der Landeshauptstadt Magdeburg ist das Thema verortet. Die KWP wird durch Bundesmittel gefördert, ein Fördermittelantrag wurde gestellt und genehmigt. Es gab außerdem einen ersten Workshop, bei dem die Stadt mit Akteuren zusammenkam, die an der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung beteiligt bzw. durch sie tangiert werden. Das waren neben relevanten Fachämtern der Stadtverwaltung und uns auch Vertreter der Wohnungswirtschaft, Schornsteinfeger und die Landesenergieagentur. Das Bundesgesetz sieht vor, dass Magdeburg bis zum 30. Juni 2026 eine kommunale Wärmeplanung ausweisen kann. Die Umsetzung zur CO₂-neutralen Wärmeversorgung soll bis 2045 erfolgen. Die Planung wird systematisch von einem Monitoring begleitet und kann fortgeschrieben werden.
Welche Rolle spielen SWM bei der kommunalen Wärmeplanung? Welchen Teil übernehmen SWM bei der Umsetzung?
SWM sind enger Partner, damit die Strategie der Stadt, wie in Zukunft klimaneutrale Wärmeversorgung betrieben werden kann, durch unsere Expertise begleitet wird. Dabei ist die Technologieoffenheit eine Prämisse. Ausbau der Fernwärme, Wasserstoff-Blockheizkraftwerke, Wärmepumpen: Für die Stadtteile, Quartiere, Straßenzüge werden die Lösungen entwickelt, die finanzierbar und technologisch anwendbar sind. Als Netzbetreiber für Gas, Fernwärme und Strom nehmen wir eine wichtige Rolle ein. Die Gastransformation – also der Rückbau von fossiler Wärmeversorgung – geht einher mit dem Ausbau von Fernwärme und dem Ausbau der Stromnetze. Denn alles, was nicht über leitungsgebundene Wärme versorgt werden kann, muss über Strom erzeugt werden.
Was beinhaltet die Wärmestrategie der SWM?
Wir haben in Magdeburg eine gute Ausgangslage. Das Fernwärmenetz, das bereits jetzt etwa ein Drittel der Haushalte mit CO2 -neutraler Wärme versorgt, werden wir weiter ausbauen und verdichten. Dort, wo wir mit Fernwärme aus physikalischen und wirtschaftlichen Gründen nicht hinkommen, werden wir z. B. über Wärmepumpen und alternative Quartierslösungen sprechen.
Was genau ist ein Gastransformationsplan? Was bedeutet das für die Magdeburger:innen in naher Zukunft?
Der Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) ist ein im März 2022 gestarteter, mehrjähriger Planungsprozess zur Transformation der Gasverteilnetze zur Klimaneutralität. Darin wird beschrieben, wie der Umbauweg von fossiler Verbrennung erfolgt. Eine Option kann dabei Wasserstoff sein, von der Beimengung bis zu 100 Prozent. Darum beteiligen sich SWM bei einer Studie, in die Netzbetreiber sowie Produzenten und potenzielle Abnehmer von Wasserstoff in Sachsen -Anhalt, Thüringen und Sachsen involviert sind. Abgeschlossen wird diese im April 2024. Im Ergebnis soll das „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ beschrieben werden. Schon heute erschließen wir keine Neubaugebiete mit Erdgas. Stattdessen bauen wir dezentrale Versorgung auf. Unter anderem führen wir ein Pilotprojekt durch, in dem Kalte Nahwärme zum Einsatz kommen wird. Kalte Nahwärmenetze arbeiten mit niedrigen Übertragungstemperaturen. Sie sind energetisch sehr effizient.
Energieexpert:innen sprechen davon, dass eine Wärmewende ohne Strom nicht funktioniere. Was ist damit gemeint?
Wärme, die nicht als Nah - oder Fernwärme ins Haus kommt, muss über Strom erzeugt werden, sei es für die Wärmepumpe, für die Flächen - oder für die Infrarotheizung. Dafür sehen wir einen Mehrbedarf an Strom. Die Netze Magdeburg als unsere Tochter stimmt sich darum mit anderen Netzbetreibern über weitere Ausbaupläne ab.