Magdeburg hat SWM beauftragt, eine kommunale Wärmeplanung für die Landeshauptstadt zu erstellen. Das Strategiepapier ist die Basis der Wärmewende, die zur Klimaneutralität bis 2045 beisteuern soll.
Herr Schütt, warum braucht Magdeburg eine kommunale Wärmeplanung?
Magdeburg hat sich das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Neben dem Verkehrssektor ist die Wärmeversorgung ein relevanter Hebel, dieses Ziel zu erreichen. Wir müssen die Wärmeversorgung umstellen. Weg von fossilen Ressourcen, hin zu treibhausgasneutraler Wärme. Eine Wärmeplanung, die regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst wird, beschreibt den Weg und gibt allen Akteuren eine Perspektive und Sicherheit. Ganz abgesehen davon ist eine kommunale Wärmeplanung für Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern gesetzlich bis Mitte 2026 vorgeschrieben.
SWM und die Firma Fichtner sollen dieses Strategiepapier erstellen. Wie gehen Sie vor?
Grundsätzlich legen wir unsere Expertise zusammen und lassen sie in das Projekt einfließen. SWM als Betreiber des Wärme- und Gasnetzes in Magdeburg, Fichtner als Unterstützung in der Analyse und Planung. Im November haben wir den ersten Meilenstein erreicht und die Bestands- und Potenzialanalyse der Wärmeversorgung fertiggestellt. Wir wissen, welchen Wärmebedarf die Stadt momentan hat,
wie die Wärme aktuell erzeugt, verteilt und verbraucht wird. Des Weiteren haben wir alle Erzeugungs- und Verteilungspotenziale identifiziert. Für die Potenzialanalyse war eine enge Einbindung von Akteuren wie der Wohnungswirtschaft, Stadtplanern oder relevanten Verbrauchern notwendig. Wir bereiten gerade die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse vor, um sie der interessierten Öffentlichkeit
vorzustellen. Im Sommer 2025 wird die kommunale Wärmeplanung fertig sein.
Wie werden Sie die Öffentlichkeit mitnehmen?
Innerhalb des Strategieprozesses wird es drei Bürgerforen geben. Das ermöglicht ein gemeinsames Verständnis für den Weg zur Klimaneutralität. Das Ziel: lösungsorientiert eine klimafreundliche und bezahlbare Versorgung für die Magdeburgerinnen und Magdeburger zu sichern.
Was ist zum Beispiel im Bereich Fernwärme geplant?
Wir starten mit einer sehr guten Ausgangslage. Die Fernwärme in Magdeburg ist bereits CO₂-neutral und dauerhaft verfügbar. Unsere Strategie war und ist, auch ohne die gesetzlichen Vorgaben den Ausbau und die Netzverdichtung weiter voranzutreiben und somit einen relevanten Gasanteil abzulösen. In Bereichen, die aus wirtschaftlichen oder betrieblichen Gründen nicht durch Fernwärme erschlossen werden, liegt der Fokus auf Wärmepumpen und der Konzeptionierung von alternativen Quartierslösungen wie grünen Gasen oder Geothermie. Immer mit dem Blick auf die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen.
Welche Einflüsse hat die Wärmeplanung auf Privathaushalte und welche Vorteile können sich daraus für die Bewohner ergeben?
Die Kommunale Wärmeplanung ist ein Strategiekonzept, auf dessen Basis die Stadt straßenweise darstellen kann, welche klimaneutrale Versorgung dort vorgesehen ist. Das gibt den Bürgerinnen und Bürgern eine Perspektive und Planungssicherheit hinsichtlich einer zukünftigen Wärmeversorgung. Daraus leitet sich jedoch kein Anschlusszwang ab. Hausbesitzer sind in ihrer Entscheidung über die Wärmeversorgung frei, sie haben jedoch Klarheit darüber, welche Optionen zukünftig für sie bestehen.