Interview mit SWM Expert:innen
Wo in Magdeburg geht der Ausbau der Fernwärme weiter? Wo wird das Netz verdichtet? Warum dauern die Bauarbeiten so lange? Antworten auf diese und andere Fragen haben Tommy Fiedler (SWM Fachbereich Netzbetrieb) und Daniela Plewka (SWM Fachbereich Vertrieb & Handel).
Herr Fiedler, Fernwärme gibt es überwiegend in den nördlichen Stadtteilen sowie in der Altstadt, in Stadtfeld, in Neu Olvenstedt und Ostelbien. Wo wird das Netz weiter ausgebaut?
Tommy Fiedler: Beim Netzausbau konzentrieren wir uns insbesondere auf Stadtfeld-Ost, Cracau sowie die Alte und Neue Neustadt östlich der Lübecker Straße. Nachdem wir in den letzten fünf
Jahren Stadtfeld-West sehr erfolgreich mit Fernwärme erschließen konnten, liegt unser Fokus aktuell auf Stadtfeld-Ost. Die Netzverdichtung, also die Erhöhung der Anschlussquote in bereits mit Fernwärme erschlossenen Gebieten, betreiben wir derzeit vor allem in der Altstadt, in Brückfeld und in der Neuen Neustadt westlich der Lübecker Straße.
Ist eine Versorgung der ganzen Stadt möglich?
Tommy Fiedler: Nein. Die Fernwärmeversorgung in Magdeburg ist aufgrund ihrer technischen Parameter vor allem für größere Mehrfamilienhäuser ausgelegt. Die Versorgung der gesamten Stadt mit Fernwärme ist daher nicht uneingeschränkt möglich.
Gibt es noch Alternativen, die genauso nachhaltig sind wie Fernwärme?
Tommy Fiedler: Ja. Dazu gehören dezentrale Einzellösungen für Gebäude, aber auch Quartiers- oder Inselnetze, die mit zentralen Anlagen ganze Stadtgebiete versorgen können. Ein gutes Beispiel
dafür ist unser Pilotprojekt im Süden von Magdeburg. Hier wollen wir ein kaltes Nahwärmenetz errichten und die zukünftige Bebauung im Neubaugebiet mit nachhaltiger Wärme aus Geothermie versorgen.
Frau Plewka, warum ist Fernwärme in Magdeburg eine gute Sache?
Daniela Plewka: Weil wir hier in Magdeburg die besten Voraussetzungen dafür haben. Der Großteil der Fernwärme wird im Müllheizkraftwerk Rothensee erzeugt. Daneben gibt es noch das Biomasseheizkraftwerk in Ostelbien. Durch diese umweltfreundlichen und effizienten Wärmequellen, die neben Wärme auch Strom produzieren, können wir für die angeschlossenen Haushalte eine zuverlässige Wärmeversorgung sicherstellen.
Wer kann sich für Fernwärme entscheiden? Mieter? Vermieter? Eigentümer?
Daniela Plewka: Wärmelieferungsverträge werden grundsätzlich und ausschließlich nur mit dem Gebäudeeigentümer abgeschlossen. Der Mieter kann jedoch seinen Wunsch auf eine Fernwärmeversorgung des Objektes an den Eigentümer oder Verwalter des Objektes herantragen.
Warum dauern die Bauarbeiten der Trassen so lange?
Tommy Fiedler: Wir verlegen die Trassen in der Regel unter den Fahrbahnkörpern der Straßen, weil dort freier Trassenraum zu finden ist und die Bestandsanlagen nicht beeinträchtigt werden. Das führt zwangsläufig zu temporären Einschränkungen für den Verkehr. Auch wenn es für die Bürger manchmal langwierig erscheint, sind die SWM in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Magdeburg stets darum bemüht, die Bauzeiten so kurz wie möglich und die Einschränkungen für den Verkehr gering zu halten. Aus unserer Erfahrung sind Vollsperrungen häufig die effektivere Lösung, da die Bauarbeiten dann deutlich schneller und kostengünstiger durchgeführt werden können.
Was gibt es für Herausforderungen?
Tommy Fiedler: Eine der größten Herausforderungen sind die Koordination und Planung, da wir im öffentlichen Raum arbeiten und auf bestehende Infrastrukturen Rücksicht nehmen müssen. Dazu gehören unterirdische Versorgungsleitungen wie Trinkwasser und Abwasser, Gas, Strom und Telekommunikation, die bereits verlegt sind und bei den Bauarbeiten weder beschädigt noch beeinträchtigt werden dürfen.
Gibt es auch Überraschungen, die beim Tiefbau auf die Bauarbeiter zukommen?
Daniela Plewka: Die gibt es durchaus. Zum Beispiel nicht kartierte Leitungen, alte Fundamente oder historische Bauwerke, die bei den Arbeiten unerwartet entdeckt werden. Ein besonderes Risiko stellen auch Kampfmittel dar, die in Magdeburg immer noch gefunden werden.
Tommy Fiedler: Zusätzlich müssen Umweltbelange berücksichtigt werden. Besonders der Schutz von Bäumen und deren Wurzelwerken liegt uns am Herzen und stellt zugleich eine Herausforderung dar. Da die Wurzeln oft weit unter den Straßen verlaufen, muss sorgfältig geplant werden, um Beschädigungen zu vermeiden. Wir arbeiten eng mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen zusammen und setzen moderne Technologien ein, um solche Überraschungen und Herausforderungen so gut wie möglich zu bewältigen. Unser Ziel ist es, den Bau so effizient wie möglich abzuwickeln und gleichzeitig die Sicherheit der Arbeiterinnen und Arbeiter, den Schutz der Umwelt und die Minimierung von Beeinträchtigungen für die Anwohner zu gewährleisten.
Woher weiß ich, ob das Haus, in dem ich wohne, an das Fernwärmenetz angeschlossen werden kann?
Daniela Plewka: Eine übersichtliche Karte finden Kunden auf unserer SWM Webseite, unter der Rubrik Fernwärme. Oder Sie besuchen uns im November 2024 beim SWM Energieseminar für weitere Infos. Ansonsten können Kunden gerne direkt Kontakt zu uns aufnehmen: